Hermann von Vicari, geboren 1773 in Aulendorf, war von 1842 bis zu seinem Tod im Jahre 1868 Erzbischof von Freiburg. Er gründete 1861 als „Erzbischöfliche Anstalt zur Rettung sittlich verwahrloster Kinder“ das heutige LBZ St. Anton.
Mit der feierlichen Einweihung am 28. Oktober 1861 begannen drei Schwestern der Armen Franziskanerinnen von Pirmasens (heute Mallersdorf) den Heimbetrieb mit 10 Knaben im ehemaligen Gasthaus „Pfauen“, dem Eckgebäude des ursprünglichen Dominikanerinnenklosters St. Katharina.
In einer zweiten Gründungsphase in den 60- ziger Jahren gestaltete Monsignore Rudolf Wasmer die Einrichtung in enger Zusammenarbeit mit der Kinder- und Jugendpsychiatrie Freiburg zu einem heilpädagogischen Heim mit familienähnlichen Wohngruppen mit therapeutischer Begleitung. Fachlich bundesweit ein Vorreiter moderner Heimerziehung - die rühmliche Seite des Wirkens von Monsignore Rudolf Wasmer.
Neben dieser fachlichen Weiterentwicklung gab es in der Nachkriegszeit bis in die 80-ziger Jahre auch eine zutiefst dunkle Seite unserer Einrichtung - auch ein Teil des Wirkens von Mosignore Rudolf Wasmer, das ihm zu Recht heute vorzuhalten ist: Kinder und Jugendliche mussten hier körperliche wie auch psychische Gewalt erfahren - bei der Arbeit in der Landwirtschaft, sogenannten Erziehungsmaßnahmen im Gruppenalltag mit körperlichen Züchtigungen und Bloßstellungen - vereinzelt auch Formen sexuellen Übergriffs. Auswirkungen einer menschenverachtenden Pädagogik, die uns bis heute tief beschämen und von der wir uns ebenso deutlich heute distanzieren.
Heute bietet das LBZ St. Anton ein differenziertes Hilfeangebot mit insgesamt 102 Plätzen für Kinder und Jugendliche und hat sich einer lösungsorientieren Pädagogik verschrieben, in der die Würde und Einzigartigkeit von jungen Menschen, deren Fähigkeiten und Beteiligung an oberster Stelle stehen.